Sonntag, 14. Juli 2013

Carrie Bradshaw makes me wanna die

Man stelle sich folgende Situation vor: ein entspannter Sonntagmorgen, ein bescheidenes Frühstück und der Wunsch, während des Essens noch ein oder zwei Folgen Sex and the City zu gucken. So öffnete ich die Streamingseite meines Vertrauens und klickte in freudiger Erwartung einfach irgendeine zufällige Episode an. Leider kann ich den wichtigen Teil auf Youtube nicht finden, doch wer Interesse hat kann sich die Folge ja gerne mal anschauen.

Im groben geht es darum, dass Charlotte sich über ihren Ehemann Tray beklagt. Sie haben zu schnell geheiratet und merken halt, dass es nicht passt obwohl sie dachte, er wäre ihr Seelenverwandter. Nach einigem hin und her der Mädels kam es schließlich zu folgenden Aussagen:

Charlotte: "Irgendwo gibt es ihn, den einen Menschen, der perfekt zu dir passt. Den Seelenverwandten, der einen komplettiert."

Miranda: "Nur einen? Und wenn du ihn nicht findest bist du auf ewig halbfertig? Das halte ich für sehr gefährlich."

Wusstet ihr, dass es im Mittelalter unter anderem auch üblich war, Angeklagte auf eine Liege zu schnallen und ihnen ein Brett auf den Körper zu legen. Nach und nach wurden schwere Gewichte auf den Brustkorb platziert, die einem langsam den Atem nahmen. Gestand der Beschuldigte nicht, wurden ihn immer mehr Gewichte auf das Brett gelegt, bis schließlich irgendwann der Brustkorb zerbrach.
Und genau so fühlte ich mich nun auch.

Wer meine fast schon erbärmliche Leidensgeschichte Part 1, 2, 3 und 4 mitverfolgt hat, wird dies vielleicht nachvollziehen können.

Ich konnte förmlich hören, wie mein Gehirn diese nebensächlichen Aussagen verarbeitete, analysierte und sofort die Verbindung zu meiner verlorenen Donutschachtel herstellte. Und dann setzte meine Atmung aus, mein Magen verkrampfte und würgte all das hervor, was ich so schmerzlich zu verdrängen versucht habe.

Mein Seelenverwandter, den ich bereits gefunden hatte. Der Mensch, der mich vervollständigte und im Nachhinein betrachtet traf dies tatsächlich zu. Wir waren unterschiedlich genug um uns gegenseitig optimal zu ergänzen. Wir waren Ying und Yang, wir waren Snoopy und Kitty. Wir waren perfekt.






Und nun war er fort. Ich hatte meine Gelegenheit verpasst und fühlte nun wieder mehr denn je die Leere, die seine Abwesenheit verursachte. Ich fühlte mich, wie Miranda es so treffend beschrieben hatte, schlicht und einfach halbfertig.

So kam ich auch nicht darum mal wieder sein Facebookprofil zu stalken, auf das ich als Nichtmehrfreund zu aller Schande auch nur eingeschränkten Zugriff hatte. Ich bewunderte sabbernd und weinend zugleich sein neues Profilfoto und fragte mich wieder mal, was ich denn falsch gemacht haben könnte. Was war nur passiert? Ich durchforstete alte Facebooknachrichten, die ich einfach nicht löschen könnte und versank förmlich in Panikattaken, als ich merkte, dass unsere Skypelogs anscheinend schon zu alt waren, um noch archiviert zu werden. Ich suhlte mich in Selbstmitleid und verfluchte Sex and the City für das, was es mir gerade angetan hatte. Und vor allem hasste ich mich selbst dafür, dass ich diesem Menschen nach fast einem Jahr Funkstille immer noch nachtrauere und das mich solche Kleinigkeit so urplötzlich aus der Bahn werfen konnten.

Dieser Bruch wie ein Unfall, mit dem man nicht rechnet und der einen derart traumatisiert, dass man zu einem Menschen wird, der man eigentlich nie sein wollte.

Wie sehr habe ich über Bella in New Moon gelacht, weil sie das ganze Buch über wegen einem Typen, den sie vielleicht ein paar Monate kannte nur am leiden war. Wie habe ich mich über dieses naive und unrealistische Verhalten aufgeregt und bis heute den Standpunkt vertreten, dass dies das mieseste Buch der ganzen Reihe ist.

Und nun sitze ich selber so da wie Bella, nur das mein Jakob kein Wolf ist, sondern ein Kekz und dieser ist auch nich ziemlich fürn Arsch.

Inzwischen frage ich mich, ob es nicht weniger schmerzhaft gewesen wäre, wenn man seinen Seelenverwandten gar nicht erst trifft. Wenn man ihn einfach verpasst. Was man nicht kennt, vermisst man auch nicht. Aber wie grausam ist es doch, wenn man einmal kurz am Paradies schnuppern darf und einem dann einfach die Tür vor der Nase zugeschlagen wird? Wenn die Engel auf ihren fluffigen Wolken sitzen und dich belächeln und verhöhnen während du die größte Bauchlandung ever hinlegst, nur um dann den Rest deines Lebens im Vorhof zur Hölle auf Einlass zu warten.

Und wieder verfluche ich dich, Carrie Bradshaw und die ganze Clique und schwöre, dass ich mich nächstes mal für Grey´s Anatomie entscheiden werde.

3 Kommentare:

  1. Man weiß dies mal gar nicht was man schreiben soll. Mich macht das sehr traurig :/
    Ich hoffe immer noch, dass du darüber hinweg kommst, denn ich glaube nicht daran, dass es nur den einen Menschen für einen gibt.
    Du wirst dich eines Tages mehr verlieben, als du zu träumen gewagt hast.
    Alles alles Liebe für dich, Süße ♥ *tröst*

    AntwortenLöschen
  2. Das tut mir sehr leid für dich und wahrscheinlich wird es dich auch nicht aufheitern, wenn ich dir sage, dass man sich manchmal täuscht, dass man denkt, dieser eine ist es und in Wirklichkeit ist er es nicht... Alles ist für irgendetwas gut, sonst würde es nicht geschehen...

    Auf jeden Fall will ich dir sagen, dass ich deinen Schreibstil unheimlich mag :)

    AntwortenLöschen

Geblubber