Dienstag, 20. August 2013

Ein ganzes halbes Jahr

Autor: Jojo Moyes


Taschenbuch: 512 Seiten
Verlag: Rowohlt Taschenbuch
ISBN-13: 978-3499267031
Preis: € 14,99 [D]

Verlag: Rowohlt Taschenbuch 

Handlung:
Lou & Will.
Louisa Clark weiß, dass nicht viele in ihrer kleinen Heimatstadt ihren leicht exzentrischen Modegeschmack teilen. Sie weiß, dass sie gerne als Kellnerin arbeitet und dass sie ihren Freund Patrick eigentlich nicht liebt.
Sie weiß nicht, dass sie schon bald ihren Job verlieren wird und wie tief das Loch ist, in das sie dann fällt.
Will Traynor weiß, dass es nie wieder so sein wird, wie vor dem Unfall. Und er weiß, dass er dieses neue Leben nicht führen will.
Er weiß nicht, dass er schon bald Lou begegnen wird.
Eine Frau und ein Mann. Eine Liebesgeschichte, anders als alle anderen. Die Liebesgeschichte von Lou und Will.

Was habe ich geflennt! Ich kann mich nicht erinnern, je so bei einem Buch geheult zu haben. Doch beim Weinen blieb es nicht. Es hat mich richtig runter gezogen und ich musste mich den ganzen Tag beherrschen, nicht wieder los zu weinen. Ja, das Buch ist traurig. Die letzten 100 Seiten hauen ganz schön rein und ich hatte echt Probleme weiter zu lesen, weil mir vor lauter Tränen die Buchstaben verschwommen sind, weil meine Nase brannte und ich wirklih fix und fertig war. 
Doch es gibt auch witzige Momente in dem Buch, die einen zwar nicht dazu bringen laut loszulachen, doch zumindest das ein oder andere Schmunzeln wurde mir entlockt.

Die Story ähnelt sehr der von "Ziemlich beste Freunde" und mir sind beim Lesen einige Deja-Vu´s gekommen.  Ein nahezu komplett bewegungseingeschränkter reicher und in diesem Fall sehr junger Mann, der nach seinem tragischen Unfall alle Lebenslust verloren hat und eigentlich nur sterben möchte. Eine unkonventionelle Betreuung, die ihm nach und nach zeigt, dass es trotz seiner schrecklichen Situation noch immer Aktivitäten und Dinge gibt, für die es sich zu Leben lohnt. Und zwischen Beiden entsteht ganz langsam eine zarte Liebesgeschichte.  Kurz: Ziemlich beste Freunde mit einer Lovestory verfeinert.
Wen diese wirklich krasse Ähnlichkeit stört, sollte die Finger von diesem Buch lassen. Mich selbst hat Jojo Moyes aber dennoch nach den ersten Kapiteln komplett in den Bann der Geschichte gezogen. Die Charaktere sind einfach liebenswert und spannend und man kann sowohl Wills als auch Louisas Gefühle hundertprozentig nachempfinden.

Der Schreibstil von Moyes ist wirklich angenehm und gut zu lesen. Sie geht ins Detail ohne sich in Nebensächlichkeiten zu verlieren. Der Leser wird mit Selbstmord und Hilflosigkeit konfrontiert, dennoch werden diese Themen und diese dunkle Spannung immer wieder durch fast schon witzige Szenen und den Plänkeleien zwischen Lou und Will aufgelockert. Wenn man vom traurigen Ende absieht, hatte ich beim Lesen nicht ständig das Gefühl mich schlecht fühlen zu müssen. Im Gegenteil: ich konnte das Buch dennoch genießen und es kaum aus der Hand legen. Ich war verzaubert von Lou, habe Will geliebt und selbst die Nebencharaktere wie den Krankenpfleger Nathan oder Wills Eltern sehr gemocht. 
Wirklich gut gelungen finde ich, dass das Buch zwar aus Lou´s Sicht geschrieben wurde aber dennoch jeder einmal in einem Kapitel zu Wort kommt. Zuerst im Prolog Will, man erhascht einen Einblick in sein früheres Leben. Ein Mann, der alles hatte und alles verlor, was ihm wichtig war. 
Die Sichtweisen von Mrs und Mr Traynor, Nathan und Lou´s Schwester zeigen dem Leser auf, wie so ein Unfall nicht nur das eigene Leben verändern kann. Ich war fasziniert von Mrs Traynor, die die ganze Zeit mit dem Wissen lebt, dass sie nicht mehr viel Zeit hat ihren Sohn umzustimmen aber selbst total machtlos ist und gar nicht an ihn ran kommt. Wie sie zusehen muss, wie eine nahezu Fremde Person ihrem Sohn gut zu tun scheint während sie selbst nur Abneigung erfährt und sich als kompletter Störfaktor fühlen muss.

Und obwohl der Schluss so unendlich traurig ist, hätte ich mir da auch keine Alternative denken können, die das Buch nicht total kaputt gemacht hätten. In diesem Buch geht es viel mehr als um eine ungewöhnliche Liebesgeschichte. Es geht um den Umgang mit Behinderungen und vor allem um den Wunsch selbst über sein Leben zu bestimmen und das Recht, dieses Leben zu beenden. Und obwohl ich mir selbst nicht vorstellen kann, eine solche Entscheidung zu treffen und selbst einen behinderten Bruder habe, dessen Leben ich durchaus als sehr lebenswert betrachte, kann ich auch Will´s Wunsch auf einen würdevollen Tod im Kreise seiner Familie mehr als nur nachvollziehen.

Und obwohl ich wegen dem Buch einen ganzen Tag mies drauf war und eine ganze Packung Schokoladeneis verdrückt habe, bereue ich es nicht es gelesen zu haben. Müsst ich dieses Buch mit Punkten bewerten wäre ich gezwungen einen für die Ähnlichkeit mit Ziehmlich beste Freunde abzuziehen. Ansonsten kann ich nur sagen: Lesen! Ich bin begeistert und kann mir sogar vorstellen, es in ferner Zukunft nochmals zu lesen ;)

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